Rhinos scheitern knapp im Challenge-Cup-Finale
Die Rhine River Rhinos haben das Challenge-Cup-Finale im spanischen Vigo nach hartem Kampf verloren. Nachdem das Team von Trainer Marco Hopp alle Vorrundenspiele sowie das Halbfinale für sich entscheiden konnte, mussten sich die Dickhäuter erst im fünften und letzten Match den Gastgebern von CD Amfiv Vigo mit 59:68 (30:30) geschlagen geben.
Doch der Reihe nach. Obwohl die Anreise dem einen oder anderen Rhino noch in den Knochen steckte, präsentierten sich die Hessen von Turnierbeginn an hellwach. Schon im ersten Match gegen den Serienmeister aus der Schweiz, die Pilatus Dragons, zeigte sich die Dickhäuter von Ihrer Schokoladenseite. Insbesondere der Australier John McPhail ließ den Vorschusslorbeeren seines Trainers Marco Hopp auch Taten folgen. Nicht nur, dass er mit 20 Punkten zum Top-Scorer gegen die Eidgenossen avancierte, er setze seine Mitspieler auch immer wieder in Szene, die es ihm mit erfolgreichen Korbabschlüssen dankten, wie Youngster Matthias Güntner, der nicht nur in der Partie gegen die Dragons (16 Pkt.) zur Hochform auflief.
Auch das zweite Spiel am Freitag konnten die Rhinozerosse problemlos für sich entscheiden. Der Gegner aus Tschechien war dem Bundesligisten haushoch unterlegen. 92 Punkte schenkten Palmer & Co. den Osteuropäern ein, wobei der 18-jährige Güntner alleine 32 Punkte in 25 Minuten Spielzeit beisteuerte. Headcoach Hopp ließ gegen Pardubice jeden Spieler auflaufen und rotierte großzügig, so dass am Ende der Partie jeder Akteur auf seine Minuten kam.
Das Match um den Gruppensieg am Samstag gegen den türkischen Vertreter TSK Rehab Merkezi Kulübü, eben jenes Team, gegen das die Wiesbadener letzte Saison auf europäischer Bühne und in eigener Halle ganz knapp das Nachsehen hatten, wurde mit 21 Punkten Unterschied gewonnen, so dass die Türken mit dem zweiten Platz in der Gruppe vorlieb nehmen mussten. Zwar mussten sich der Play-off-Teilnehmer aus Deutschland mehr strecken, als gegen die Gegner aus der Schweiz und Tschechien, am Ende setzte sich aber die Klasse der Wiesbadener gegen Kulübü durch. Als größte Stärke entpuppte sich die mannschaftliche Geschlossenheit der Kurstädter, für die vier Akteure mit zweistelligen Scoringwerten zu glänzen wussten. Neben Center Güntner (23 Pkt.) trugen sich auch Janet McLachlan (14 Pkt./9 Assists), Tommie Gray (10 Pkt.) und John McPhail (11 Pkt.) mit „Double Digits“ in den Spielberichtsbogen ein.
Wie auch im letzten Gruppenspiel, mussten die Rheinstädter gegen den Ex-Klub Jim Palmers, die London Titans, ordentlich arbeiten. Angetrieben von den ehemaligen Bundesligaspielern Matt Sealy und Top-Scorer Ty Saunders (18 Pkt./10 Reb.) machten die Engländer den Dickhäutern das Leben schwer. Da jedoch alle Spieler konzentriert agierten und den Anweisungen des Trainers folgten, rollten die Hessen nach vierzig Minuten als verdienter Sieger (61:52) vom Court.
Furioser Start ins Endspiel am Sonntag
Die Rhine River Rhinos legten im Finale gegen die galicischen Hausherren los, wie die sprichwörtliche Feuerwehr. Zwei schnelle Korberfolge von John McPhail und Jim Palmer sicherten den Gästen ein 4:0-Führung nach der ersten Minute, was den Motor der Dickhäuter ordentlich warmlaufen ließ. Denn auch die darauffolgenden Angriffe verwandelten die Hessen selbstsicher, so dass sich McPhail & Co. eine komfortable 10:3-Führung nach fünf Minuten erarbeiteten. Ein schnelles Umschaltspiel sowie eine geordnete Defense trugen ihren Teil dazu bei, dass sich die Kurstädter nach zehn Minuten auf 18:9 absetzen konnten. Als Fels in der Brandung wirkte Weltmeisterin Janet McLachlan, die 10 ihrer insgesamt 23 Punkte im ersten Viertel erzielte.
Das zweite Viertel begann dort, wo der erste Abschnitt aufgehört hatte. Der bockstarke John McPhail markierte im ersten Angriff die höchste Führung für die Rhinozerosse (20:9), die sich auch vom folgenden 6:0-Lauf der Galicier zum 20:15 nicht aus der Fassung bringen ließen. Zwei Punkte vom Australier und zwei weitere Punkte von U.S.-Boy Tommie Gray, dem im Angriff zuvor ein Rad vom Rollstuhl sprang, beruhigten die Gemüter auf der Auswechselbank (24:15) nur kurzfristig. Denn die nun mit einer Pressdeckung verteidigenden Spanier machten den Hessen das Leben immer schwerer. Leichte Ballverluste sowie ein unsportliches Foul der Rhinos kippten das Momentum zu Gunsten der Hausherren, die den Abstand sukzessive verkürzten und das Publikum mit einem in „Einwurf-Manier“ erzielten Dreipunktewurf vom britischen Nationalspieler Abdi Jama zum Kochen brachte (26:23). Die Rhinos kämpften weiter, mussten aber zum Pausentee den Ausgleich hinnehmen (30:30).
Das Pausengetränk entfaltete keine zusätzlichen Superkräfte bei den Rhinos. Zwar wog die Partie in den ersten sechs Minuten des dritten Viertels hin und her (37:38), aber in den letzten vier Minuten gelang dem Team von Marco Hopp lediglich ein weiterer Korberfolg, während Vigo mit einem 11:2-Lauf auf 39:48 aus Sicht der Hessen davonzog. Während die Galicier immer wieder zu einfachen Punkten in der Zone und durch Schnellangriffe kamen, versuchten die Wiesbadener ihr Glück durch Distanzwürfe. Ein Unterfangen, das zu selten von Erfolg gekrönt war. Dem nicht genug, unterliefen den Dickhäuter hier und da einfache Fehler und Ballverluste, die die Spanier eiskalt zu ihren Gunsten nutzten.
Ein ähnliches Bild zeichnete sich auch im letzten Spielabschnitt ab. Für die aufopferungsvoll kämpfenden und nie aufgebenden Rhinos schien der Korb des Gegners wie vernagelt. Einfache Würfe fanden nicht den Weg durch die Reuse. Während Vigo seinen Stiefel runterspielte, haderten die Gäste mit ihrem Wurfglück. Zwar konnten McLachlan & Co. den Abstand fünf Minuten vor Spielende auf 49:54 verkürzen, jedoch gelang es dem Bundesliga-Vierten nicht, das Match zu kippen, so dass die Galicier nach 40 Minuten als Sieger (68:59) vom Court rollten, um den Challenge-Cup-Pokal vor eigenem Publikum in Empfang zu nehmen.
Nach der Partie zeigten sich die Rhinos betrübt, aber auch sofort wieder optimistisch. Allen voran Manager Mirko Korder: „Natürlich sind wir alle enttäuscht, nur zu gerne hätten wir den Siegerpokal mit nach Wiesbaden gebracht. Vor allem auch deshalb, weil wir als Mannschaft das Potenzial hatten, die Partie zu unseren Gunsten zu entscheiden. Bildlich gesprochen, hatten wir die Hand quasi schon am Pott. Aber ich mach weder den Spielern, noch Trainer Marco Hopp einen Vorwurf. Die turbulenten letzten Monate haben heute ihren Tribut gefordert, und dennoch haben wir uns insgesamt sehr gut verkauft. Wir werden jetzt alles sacken lassen, und ich bin mir sehr sicher, dass wir uns in einigen Tagen auch über den ersten internationalen Vize-Pokalsieg unserer Vereinsgeschichte freuen werden. Im Großen und Ganzen war es eine tolle Fortsetzung unserer Erfolgsgeschichte. Und die nächste Gelegenheit, es besser zu machen, wird es mit Sicherheit geben. An dieser Stelle möchte ich all unsere Sponsoren und Partnern danken, die der Mannschaft die Teilnahme erst ermöglicht haben.“
Headcoach Marco Hopp: „Alles in allem ist es nach solch einem Spiel nicht einfach, die richtigen Worte zu finden, zumal das Team vier Siege eingefahren und dann das Finale gegen den Gastgeber verloren hat. Ich bin zufrieden mit der Leistung des Kollektivs. Den englischen Meister, die London Titans, schlägt man mal nicht eben kurz im Vorbeirollen. Die Mannschaft hat sich von Spiel zu Spiel gesteigert. Ich muss aber auch resümieren, dass uns am Ende ein Stück weit die Kräfte gefehlt haben. Leider konnte ich im Finale nur mit einer kleinen Rotation spielen, was der Partie und dem Spielverlauf an sich geschuldet war.“
Viertelergebnisse Finale: 18:9 | 12:21 | 9:18 | 20:20
Scorer Finale: McLachlan (23), McPhail (11), Güntner (15), Gray (8), Palmer (2), Amend, Antac (dnp), Dillmann (dnp), Witte (dnp), Jung (dnp), Gundert (dnp)
Challenge-Cup-Ergebnisse:
Pilatus Dragons RCZS: (Schweiz) 60:33 | Top-Scorer: McPhail (20 Pkt.,/4 Rebounds)
WB Studánka Pardubice (Tschechien): 92:37 | Top-Scorer: Güntner (32 Pkt./9 Rebounds)
TSK Rehab Merkezi Kulübü (Türkei): 63:42 | Top-Scorer: Güntner (23 Pkt./10 Rebounds)
Halbfinale vs. London Titans (England): 61:52 | Top-Scorer: McLachlan (16 Pkt./9 Rebounds)
Finale vs. CD Amfiv Vigo (Spanien): 59:68 | Top-Scorer: McLachlan (23 Pkt./8 Rebounds)
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Fotos vom Finale: Steffie Wunderl