Rhinos gewinnen Krimi gegen Hamburg

Die Rhine River Rhinos sind mit einem spannenden und nervenzerreißenden 63:62-Erfolg über Hamburg vor eigenem Publikum ins Jahr 2018 gestartet. Dabei holten die Dickhäuter einen zwischenzeitlichen 17-Punkte-Rückstand auf, zogen kurz vor Ende der Partie auf sechs Zähler davon (59:53), um dann den Hamburgern mit deren letzten Angriff die Chance zum Sieg zu ermöglichen.

Doch der Reihe nach. Trainer Marco Hopp, der Anfang der Woche zusammen mit Anne Brießmann in einen Autounfall verwickelt war, musste in der Partie gegen die Nordlichter auf die Lowpointerin verzichten, die – nach einer Handgelenks-Operation – frühestens in vier bis sechs Wochen wieder ins Training einsteigen wird. Außer der Paralympicssiegerin konnte der Headcoach auf seinen vollen Kader zurückgreifen, aus dem er Marvin Malsy, Maurice Amacher, André Hopp, Tommie Lee Gray und Jim Palmer in die Startaufstellung berief. Statt jedoch wie zuletzt gut ins Match zu rollen, war es der Gegner aus Hamburg, der seine freien Würfe fand und binnen kürzester Zeit auf 9:0 in der Sporthalle Klarenthal davonzog, ehe der Topscorer des Abends, Tommie Lee Gray, die Zuschauer und Fans per Freiwurftreffer zum 1:9 erlöste. Ein kleiner Glücksmoment, der seine Wirkung verfehlte, hielten sich die Hanseaten doch weiter an ihren Matchplan, der darin Bestand, die Räume unter dem eigenen Korb dicht zu machen und die Wiesbadener Korbjäger zu Würfen aus der Distanz zu zwingen. Eine Strategie, die ihre Wirkung nicht verfehlte. Auch zwei Auszeiten der Kurstädter halfen in diesem Spielabschnitt nichts, rollten die Baskets den Rhinos doch bis zur Viertelpause auf 25:11 davon.

 

Dem nicht genug, vergrößerten die Gäste den Abstand auf die Hausherren kurz nach Wiederanpfiff auf 28:11, was gleichbedeutend war mit dem größten Vorsprung der Partie (17). Irgendwie schien sich das Team aus Wiesbaden an die Worte des Trainers in der zweiminütigen Unterbrechung zu erinnern, denn binnen kürzester Zeit reduzierten die Rhinozerosse durch einen 8:0-Lauf den Abstand auf die Equipe von der Alster auf 19:28. Eine Initialzündung zur richtigen Zeit. Mussten sich Hopp &  Co. im ersten Spielabschnitt immer wieder auf die Würfe aus der Mitteldistanz und der Ferne verlassen, fanden die Spielmacher der Kurstädter jetzt immer öfter  eine Anspielstation unter der gegnerischen Reuse. Ein probates Mittel, das die Führung des vom Ex-Damenbundestrainer Holger Glinicki gecoachten Kollektivs aus Norddeutschland zum Pausentee auf acht Punkte schmelzen ließ (31:41).

 

Nach der Halbzeitansprache von Marco Hopp reduzierten die Rheinstädter den Abstand auf die Baskets, die nach knapp fünf Minuten im dritten Viertel bereits mit fünf Teamfouls belastet waren, nach und nach. Über 40:45 (25. Minute) bis zum 48:49 nach dreißig gespielten Minuten, kämpften sich die Dickhäuter zurück ins Spiel. Wichtige Treffer von Marina Mohnen, die am Ende der Partie auf eine 100%-ige Wurfausbeute kam, eine gefestigte Defense sowie eine kluge Wurfauswahl bildeten die Basis des Comebacks im dritten Viertel.

 

Der finale Abschnitt der Partie entwickelte sich für die Fans und Spieler zu einem Wellenbad der Gefühle. Motiviert durch die Aufholjagd, hielten die Hessen das Tempo hoch und ackerten und rackerten weiter hart in der Verteidigung. Eine Einsatz, der gepaart mit nachlassende Konzentration bei den Gästen, dazu führte, dass sich Marco Hopps Männer und Damen mit 56:53 (35. Minute) die Führung übernahmen. Einfache Ballverluste der Hamburger ließen die Führung der Hausherren auf 59:53 knapp zwei Minuten vor Ende des Matchs anwachsen. Statt jedoch die Angriffe in Ruhe auszuspielen und wertvolle Sekunden von der Spieluhr zu nehmen, schlossen die Kurstädter ihre Spielzüge überhastet ab und brachten dadurch die Hanseaten wieder ins Spiel, die eine wichtigen 6:0-Lauf initiierten, der mit dazu beitrug, dass Ahmadi & Co. auf 63:62 bei einer Restspielzeit von unter einer Minute verkürzen konnte. Mit 45 Sekunden verbleibender Restspielzeit rollten die Gastgeber zum vorentscheidenden Angriff in die Hälfte des Tabellenfünften. Statt in den Genuss einen ruhigen Spielaufbaus zu kommen, mussten die entsetzten Fans im weiten Rund der Halle mit ansehen, wie die Rhinos die Option zur Vorentscheidung im Sande verlaufen ließen und damit den Baskets die Möglichkeit zum „Lucky punch“  einräumten. Die Hamburger ließen geschickt den Ball durch die eigenen Reihen kreisen, um letztendlich die deutsche Nationalspielerin Mareike Miller in der Nähe des Freiwurfkreises zu finden. Relativ ungestört nahm die Center-Spielerin den Wurf, der jedoch nicht sein Ziel fand und beim Wiesbadener Matthias Güntner landete, der den Ball auf den enteilenden Tommie Lee Gray spielte, der  mit Maurice Amacher per Doppelpass, die restlichen Sekunden von der Uhr nahm. Der finale Moment eines spannenden Spiels, der im Jubel der Ersatzbank und der Fans unterging und, so die Meinung vieler Anwesenden, keinen wirklichen Verlierer verdient hätte. Ein Sichtweise auf ein fesselndes Spiel, die auch Wiesbadens Manager Mirko Korder nach dem Schlusspfiff teilte: „Es sind diese Partien, die unseren Sport ausmachen: Hochspannung, Kampf und unermüdlicher Einsatz von beiden Teams. Jeder Fan in der Halle oder am Livestream zu Hause, wurde für sein Zeitinvestment belohnt. Fairerweise muss  gesagt werden, dass das Match auch anders hätte ausgehen können und meiner Meinung nach keinen Verlierer verdient hätte.“

 

Stimmen zum Spiel:

Marvin Malsy: „Ich freue mich, dass wir gewonnen haben – und ich freu mich nicht, dass es zum Schluss so knapp war. Ich denke, dass Basketball ein Spiel ist, das immer aus Läufen besteht. Und am Anfang konnten wir die Baskets nicht stoppen und haben selbst nicht getroffen, so dass Hamburg schnell enteilt ist. Wir haben versucht den Abstand nicht größer werden zu lassen, um dran zu bleiben. Und im Verlauf der Partie sind und dann die Stopps gelungen.“

 

Gästetrainer Holger Glinicki: „Das war ein Spiel, das wir niemals verlieren dürfen. Wir haben gut angefangen, wie zuletzt in Zwickau, dort haben wir 40 Minuten Team-Basketball gespielt. Das zweite Viertel ging so. Und dann haben wir aufgehört zu spielen. Wir hatten einige Optionen, haben aber auch viel liegen lassen. Wir waren klar besser und müssen das Spiel eigentlich gewinnen.“

 

Statistik

Viertelergebnisse: 11:25 | 22:16 | 15:8 | 15:13

Scorer: Gray (21/10 Reb./9 Assists), Hopp (12), Malsy (8), Güntner (8), Mohnen (6), Amacher (4), Palmer (4)