Eine Niederlage, die schmerzt – Rhinos verlieren Overtime-Krimi in Rahden
Die Rhine River Rhinos mussten sich am Sonntagmittag den Baskets 96 Rahden nach Verlängerung mit 70:78 (39:35) geschlagen geben. Dabei führten die Gäste aus Hessen zehn Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit mit 66:64, bevor die Schwedin Louise Forell eine Sekunde vor dem Schlusspfiff zur Verlängerung einnetzte, die der Aufsteiger aus Ostwestfalen mit 12:4 für sich entscheiden konnte.
Nach 45 gespielten Minuten im Landkreis Minden-Lübbecke zeigte sich Manager Mirko Korder ob des Ergebnisses leicht zerknirscht, aber als fairer Verlierer: „Glückwunsch an Rahden, den verdienten Sieger. Auch wenn wir, aus meiner Sicht, über die gesamte Spielzeit betrachtet die bessere Mannschaft waren, haben wir das Match leider, aufgrund von Unkonzentriertheit und nervösen Aktionen, aus der Hand gegeben. Wir hatten sogar mehrere Phasen in denen das Momentum auf unserer Seite lag, jedoch konnten wir diese Augenblicke nicht nutzen, um uns von den Baskets abzusetzen.“
Doch der Reihe nach. Mit einer vollkommen neuen Aufstellung um Marvin Malsy, Matthias Güntner, Maurice Amacher, Tommie Gray sowie der erstmals in die Startaufstellung gerückten Svenja Mayer, starteten die Rhinos in die Partie. Mit der Zusammensetzung der Starting-Five bewies Headcoach Marco Hopp Fingerspitzengefühl, war es doch Youngster Matthias Güntner, der das Vertrauen des Trainers in Korberfolge ummünzte. 13 seiner insgesamt 21 Punkte netzte der Center in den ersten zehn Minuten ein und legte eine Trefferquote von 75% auf. Immer wieder von seinen Mitspielern in Nähe des Korbs angespielt, traf der 4,5-Punkte-Mann nach belieben. Aber nicht nur die Hessen versenkten ihre Würfe, sondern auch die motivierten Gastgeber, so dass es mit einem 19:19 in die erste Viertelpause ging.
Nach der kurzen Unterbrechung machten der Aufsteiger aus Rahden die Räume unter dem eigenen Brett immer enger, so dass es für die großen Hünen in Reihen der Wiesbadener nur noch selten ein Durchkommen gab. Ob Marina Mohnen, André Hopp oder Matthias Güntner, alle Brettspieler fanden nur selten eine Lücke unter der gegnerischen Reuse, so dass die Equipe aus der Kurstadt ihr Glück aus der Distanz versuchte, was von mäßigem Erfolg gekrönt war und sich in einem 16:20-Viertelergebnis und 35:39-Halbzeitstand niederschlug.
Der Pausentee in Ostwestfalen bekam dem Hopp‘schen Kollektiv, die einen 6:0-Lauf zum 41:39 starteten und nach knapp vier gespielten Minuten mit 47:41 in Front lagen. Auch kleine Nadelstiche des Gegners brachten Amacher & Co. in dieser Phase der Partie nicht aus dem Konzept. Die Dickhäuter harmonierten weiter und zogen auf acht Punkte davon (52:46). Doch statt weiter clever und fokussiert zu agieren, bauten die Rhinozerosse durch Unkonzentriertheiten die Hausherren auf. Eine Schwächephase, die der kämpfende Aufsteiger aus Rahden ausnutze, um acht Punkte in Serie zum Viertelendstand von 52:54 zu erzielen.
Auch das letzte Viertel kannte bis auf die letzten Sekunden keinen wirklichen Sieger. Einen 5-Punkte-Rückstand (54:59) holten die Kurstädter auf, um knapp drei Minuten vor Spielende nach langer Zeit – Danke eines Treffers von Matthias Güntner – wieder in Führung zu gehen (63:62). Der junge Nationalspieler musste, wie schon André Hopp zu Beginn der letzten zehn Minuten, kurz vor Abpfiff mit seinem fünften persönlichen Foul das Feld verlassen. Doch statt Kapital aus der Führung zu schlagen, wog das Spiel hin und her. Zehn Sekunden vor Schluss konnte der frisch eingewechselte Christoph Spitz einen Freiwurf zum 66:64 verwandeln. Ein Treffer, dem eine Rahdener Auszeit folgte. Scheinbar fand der Coach der 96er die richtigen Worte bzw. den perfekten Spielzug bei einer verbleibenden Spielzeit von zehn Sekunden. Alleine resp. unverteidigt auf den Korb rollenden, verwandelte die Schwedin im Dress der Gastgeber, Louise Forell, den Spielzug mit ihrem ersten Treffer der Partie zum 66:66-Ausgleich. Unter dem Jubel der ostwestfälischen Fans ging es in die Overtime, deren Geschichte – auch dank der ausgefoulten Center Hopp und Güntner – schnell erzählt ist. Zwar konnte Tommie Gray die ersten Punkte für seine Farben erzielen (68:66), waren es danach jedoch die Baskets, die motiviert durch den Ausgleich in letzter Sekunde, ihren Stiefel runterspielten und mit 78:70 als Sieger vom Feld rollten.
Statements:
Trainer Marco Hopp: „Es trat das ein, was ich vor dem Match schon befürchtet hatte. Das Spiel in Wiesbaden steckte noch zu sehr in den Köpfen der Spieler. Wir waren nicht in der Lage, dem Aufeinandertreffen unseren Stempel aufzudrücken. Wir hätten viel befreiter aufspielen müssen, gerade nach dem phänomenalen Sieg letzte Woche in Köln mit dreißig Punkten Unterschied. Die Nachlässigkeiten in der Verteidigung, wie auch die Summe der vielen kleinen Fehler, die wir heute wieder einmal begangen haben, hat uns den Sieg gekostet. Mein Team war teilweise nervös und wollte den Ball immer wieder unter den Korb bringen, anstatt unsere Stärken aus der Distanz auszuspielen. Dies hat nicht funktioniert, was wiederum den Druck erhöht und zu Unkonzentriertheiten geführt hat. Folglich kam es zu Ballverlusten, und wenn meine Mannschaft kurz vor Ende der regulären Spielzeit eine Spielerin, die in dieser Saison kaum Einsatzzeit bekommt, alleine auf dem Korb fahren lässt, dann muss ich resümieren, dass Rahden nach Overtime verdient gewonnen hat. Meine Mannschaft muss nach solch einem Spiel Charakter zeigen und noch enger zusammenrücken.“.
Kapitän Maurice Amacher: „Eine Niederlage, die schmerzt. Wir alle haben uns einen Sieg als Weihnachtsgeschenk gewünscht. Leider haben wir nicht in den Rhytmus gefunden, den wir letzte Woche in Köln an den Tag gelegt haben. Zu viele Einzelaktionen, falsche Entscheidungen und zu wenig Teamplay haben zu dieser Niederlage geführt.
Ich hoffe, dass wir als Team daraus lernen, an uns arbeiten und dann im neuen Jahr angreifen. Unser Ziel sind immer noch die Play-offs.“
Tommie Lee Gray: „Das war ein sehr aufregendes Spiel. Wir haben gekämpft, aber nicht clever genug in der Offense und Defense agiert. Wir haben zwar einiges richtig gemacht, aber auf der anderen Seite zu viele Fehler gemacht. Rahden gratuliere ich zum Erfolg. Sie wollten den Sieg und haben ihn nach Verlängerung eingefahren.“
Statistik:
Viertelergebnisse: 19:19 | 16:20 | 17:15 | 14:12 | 4:12
Scorer: Güntner (21), Gray (17), Amacher (12), Hopp (8), Mohnen (5), Malsy (4), Palmer (2), Spitz (1)