Eine Frage der Moral im hohen Norden
Am kommenden Sonntag sind die Rhine River Rhinos im hohen Norden bei den BG Baskets Hamburg gefordert. Nach drei Niederlagen aus vier Partien wollen die Dickhäuter alle Kräfte in die Waagschale werfen, um nach einer intensiven Trainingswoche und der Aufarbeitung der bisherigen Spiele beim runderneuerten Team aus der Hansestadt zu bestehen.
Nach dem knappen Erfolg im ersten Saisonspiel gegen Rahden, hatten die Dickhäuter in drei aufeinanderfolgenden Partien das Nachsehen. Während die beiden Niederlagen gegen den Meisterschaftsfavoriten aus Elxleben durchaus eingeplant waren, fiel die 69:73-Heimschlappe gegen den Aufsteiger aus Hannover unter die Kategorie vermeidbar und ärgerlich. Unabhängig vom aktuellen Tabellenstand und dem bisherigen Saisonverlauf, wurde die Situation mit der notwendigen Ruhe analysiert, um gestärkt an die Elbe zu reisen. „Wir haben viel gesprochen, die Partien reflektiert und etliche Einzelgespräche geführt. Jedem muss klar sein, dass wir als Team nur dann funktionieren, wenn der gemeinsame Erfolg im Mittelpunkt steht und nicht die individuelle Performance. Jeder Spieler muss sich für die Rhinos, aber auch, wie im Falle eines Matthias Güntner, einer Marina Mohnen oder Anne Brießmann, für die Nationalmannschaft empfehlen, um der Weltmeisterschaft im eigenen Land beizuwohnen. Das beste Empfehlungsschreiben sind exzellente Leistungen und Einsatz, die den Teamerfolg stützen. Wir werden uns, unabhängig aller Unkenrufe, nicht aus der Ruhe bringen lassen, sondern wollen durch gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzung wieder zur letztjährigen Form auflaufen.“
Dass die Einstellung der Rhinos beim letztjährigen Play-off-Teilnehmer stimmen muss, zeigt ein Blick auf die bisherigen Resultate der Baskets. Einer 57:70-Niederlage am letzten Spieltag in Zwickau, stehen zwei Erfolge zu Hause gegen Trier (71:69) und ein Auswärtssieg in München (87:66) zu Buche. Die vom ehemaligen Damen-Bundestrainer Holger Glinicki trainierte Equipe hatte während der Off-Season einen großen Aderlass zu verzeichnen. Fast die komplette Mannschaft verließ die zweitgrößte Stadt der Republik, um sich anderen Klubs im In- und Ausland anzuschließen. Lediglich Anne Patzwald (1,0 Klassifizierungspunkte), Kai Möller (3,0) und Karlis Podnieks (1,5) hielten den Hamburgern die Treue. Neu im Team sind der Iraner Ali Ahmadi (2,5), der Israeli Asael Shabo (4,0), der amerikanische Center Evan Thorn (4,5), der polnische Routinier Marcin Balcerowski (1,0), die deutsche Paralympicssiegerin Mareike Miller (4,5) sowie der ehemalige Fußgänger-Basketballer Vasily Kochetkov (4,5). Dass das neuformierte Kollektiv durchaus angreifbar ist, stellten nicht nur die BSC Rollers aus Zwickau unter Beweis, sondern auch die Dolphins aus Trier, die die Baskets in deren Wohnzimmer im Inselpark bis kurz vor dem Schlusspfiff am Rande einer Niederlage hatten und mit dem letzten Wurf den Ausgleich bzw. Sieg hätten erzielen können. Besser als die Mannschaft von der Mosel, will es das Kollektiv vom Rhein machen, um am Sonntagnachmittag die Punkte aus der Hansestadt zu entführen.
Wie dies gelingen soll, beschreibt der Headcoach der Wiesbadener, Marco Hopp: „Nach dem verunglückten Saisonauftakt folgen nun die Wochen der Wahrheit. Es geht nicht nur darum, gut zu spielen, sondern die Arbeit muss sich langsam in zähl- und erkennbaren Erfolg umwandeln. Fehler müssen minimiert, der Gameplan umgesetzt und der Druck auf den Gegner erhöht werden, wollen wir in der Tabelle nicht nur auf der Stelle treten. Maurice Amacher und Jim Palmer haben ihre Verletzungen auskuriert und sind wieder zu 100% belastbar und einsatzfähig. Die Rotation greift langsam, und nun liegt es an der Mannschaft, die Verunsicherung abzulegen und an sich zu glauben. Mit derselben Ruhe auf dem Spielfeld, wie wir sie gegen die Bulls an den Tag gelegt haben, liegt ein Erfolg in Hamburg im Bereich des Möglichen, dazu ist die Mannschaft definitiv in der Lage.“